Besuch im Kloster Gerleve
Am 7. März 2025 hat der Kurs 7ab katholische Religionslehre mit ihrer Lehrerin Frau Frank das Benediktiner-Kloster Gerleve besucht. Die Schülerinnen und Schüler waren bei der Ankunft vom imposanten Gebäude in der schönen Umgebung beeindruckt.
Der Besuch war in 3 Phasen gegliedert:
Fragekreis (aus der Unterrichtsreihe erwachsen) — Besuch des Klosterganges mit der Ausstellung zur Entwicklung des Klosters (und insbesondere Verfolgung durch das NS-Regime) — Teilnahme am Wort-Gottesdienst/Hore
Pater Ambrosius, der seinen erkrankten Mitbruder Robert vertrat, begrüßte unsere Gruppe vor dem Portal der Klosterkirche sehr freundlich und führte uns zum Konferenzraum, in dem wir schnell einen Stuhlkreis aufbauten, um die zuvor im Unterricht aufgekommenen Fragen an den aus Olpe stammenden Bruder Ambrosius zu stellen. Dieser berichtete, dass die Initialen seines weltlichen Namens A. M. B. Pate für seinen vom Abt abgesegneten Ordensnamen seien. Das verriet uns, dass Bruder Ambrosius über Witz verfügt. Eine der meist interessierten Fragen war die nach der Motivation des Paters, die dieser gerne beantwortete. Eine Odyssee auf der Suche nach dem für ihn richtigen Beruf führte ihn nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften zum Jakobsweg, den er 800 km weit bis Santiago de Campostella ging. Durch die vielen Gespräche mit seinen Mitwandererinnen und Mitwanderern bemerkte er, wie groß sein Interesse an Kirchen und Klöstern war. Seine Eltern vermittelten nach seiner Rückkehr den Kontakt zum Kloster Gerleve, das er erstmals 1989 besuchte. Er entschloss sich am 30.12.1989 ins Kloster einzutreten.
Offenheit und Interesse des Paters auch an der Lebenswelt der Schüler:innen erstaunten diese. Sie hatten ein strenges Klosterleben erwartet und waren überrascht, dass offiziell keine Strafen vorgesehen sind. Vielmehr gilt die Empfehlung des Ordensgründers Benedikt, ein gemeinschaftliches Gebet für jenen, der Regeln nicht einhält, sowie ein Gespräch mit einem älteren Mitbruder durchzuführen.
Der Einblick in den Klostergang erklärte auf Schautafeln den Werdegang des Klosters, den Bruder Ambrosius erläuterte. Als belastend empfanden viele Schülerinnen und Schüler, dass die 96 Mönche, die in der Zeit der Nazi-Herrschaft im Kloster lebten, verschleppt wurden. Zwei von ihnen starben im KZ Dachau, die übrigen wurden verpflichtet in den Krieg zu ziehen. Elf von ihnen sind im Krieg getötet worden bzw. gelten als vermisst.
Schon ab der Machtübernahme hatte die NS- Propaganda versucht, den Benediktinern in Gerleve Verstöße gegen staatliche Regeln (wie z. B. Steuergesetze) und sonstige Straftaten anzuhängen. Das Regime begann 1941 damit, die Klöster in Deutschland „aufzuheben“. Die Gestapo führte am 22. Juni d. J. eine Untersuchung des Klosters Gerleve durch und hob nach Einspruch des Kardinals von Gahlen gegen die Aufhebung von drei Münsteraner Klöstern auch die Ordensgemeinschaft in Gerleve auf. Nie hätten die Schülerinnen und Schüler erwartet, dass staatliche Institutionen die friedliche Gemeinschaft eines Klosters zerstören und die Mönche in den Krieg schickt.
Die Teilnahme an der abschließenden Hore war für die Schülerinnen und Schüler in ihrem nicht gewohnten Ablauf überraschend. Die Mönche saßen sich in zwei Gruppen am Altar gegenüber und beteten abwechselnd Psalmen und am Ende das Vaterunser in lateinischer Sprache.
Alle haben „viel Neues gelernt“ (O-Ton d. Schülerinnen und Schüler) - wie z. B., dass die Mönche ein Recht auf dreiwöchigen Urlaub haben - und empfanden den Besuch als „eine tolle Erfahrung“ mit einem höflichen und ehrlich Auskunft gebenden Klosterbruder, der allen ein gutes Gemeinschaftsleben vermittelte. Dennoch sind sich viele Schülerinnen und Schüler sicher, dass sie selbst als Erwachsene „ein komplett freies Leben ohne Einschränkungen“ (wie z. B. das tägliche Aufstehen um 5.00 Uhr morgens) führen möchten.
Aber gerade aus diesem Vergleich des Klosterlebens mit ihrer eigenen Vorstellung erkannten sie, wieviel Respekt vor der Entscheidung aller Mönche ihnen diese abfordert.